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Bundestrainer Olaf Neuenfeld holt mit Team Deutschland Europa-Gold!

Nachbericht Europameisterschaft Männer

Was für ein Spiel, was für eine Dramatik, was für ein Ausgang! Deutschland wiederholt seinen Europameistertitel und gewinnt bei der EM in Frauenfeld (SUI) in einem hochklassigen Endspiel hauchdünn gegen Österreich.

Der erwartete Erfolg zum Turnierbeginn zeigt bei dem neuformierten Team des Trainergespanns Olaf Neuenfeld und Chris Löwe. Die deutsche Mannschaft begann am Mittwochabend mit einem hervorragenden 3:0 gegen Italien (11:6, 11:3, 11:2). Dabei zeigten die deutschen Angreifer unterschiedlichste Herangehensweisen und Schläge während ihre Hintermannschaft mit einem guten Defensiv- und Zuspielverhalten glänzte. Am Donnerstagnachmittag stand dann die erste großer Herausforderung für das Team Deutschland auf dem Programm. Die spätere EM-Finalkonstellation mit Titelfavorit Österreich verlangte den Spielern auf beiden Seiten einiges ab. Was für ein Spiel auf der Sportanlage Kleine Allmend in Frauenfeld: Die deutsche Abwehr mit den Weltmeistern Jakob Kilpper, Jaro Jungclaussen und Oliver Kraut entschärfte die Hochgeschwindigkeitsgeschosse des Österreichers Karl Mühllehner gleich reihenweise. Die Bälle wurden so gut nach vorne in die Angriffszone gebracht, dass der überragende Berliner Timon Lützow seine Sprungkraft und Schlagstärke so einbrachte, das auf der österreichischen Seite kaum Gegenwehr entstehen kann. Die ersten beiden Sätze waren spiegelbildlich. Jeweils ein Team ging hoch in Führung und der Gegner versucht aufzuholen. Der deutsche Bundestrainer Olaf Neuenfeld reagierte zum dritten Satz und brachte Johannes Jungclaussen für Maximilian Lutz im Angriff. Das erwartet ausgeglichene Spiel entwickelte sich nun. Und ab dem vierten Satz lief es richtig: Karl Mühllehner verzweifelte immer mehr an der deutschen Abwehr. Gustav Gürtler kam für Martin Pühringer in den österreichischen Angriff. Doch sein Angabenspiel zeigte keine Wirkung. Lützow punktete nach Belieben. Deutschland siegte verdient in dieser Vorrundenbegegnung und gab dabei eine blitzsaubere Visitenkarte ab (11:8, 7:11, 12:10, 11:4). Nach dem kräftezehrenden Duell gegen Team Österreich, hätte der ein oder andere Spieler sich wohl eine kurze Verschnaufpause gewünscht. Doch am Abend ging es noch ein weiteres Mal auf das Spielfeld. Das letzte Vorrundenspiel gegen zwischen Deutschland und der Schweiz entwickelte sich zum ersten Fünfsatzspiel der Europameisterschaft. Beide Teams boten unter Flutlicht spektakuläre Angriffs- und Abwehraktionen, die die Zuschauer mitrissen. In den ersten vier Sätzen hätte jede Mannschaft den Satzgewinn für sich buchen können. Die Sätze eins, zwei und vier gingen in die Verlängerung. Die Spitze im vierten Satz, in dem der Gastgeber erst den fünften Satzball durch Raphael Schlattinger verwandelte. Im Umkehrschluß hatte aber auch das deutsche Team hier auch zwei Matchbälle. Nach diesem kräftezehrenden Durchgang ging das deutsche Team im letzten Satz mit 6:1 bis zum Seitenwechsel in Führung. Das Spiel war entschieden. Deutschland ließ nichts mehr zu und brachte den dritten Sieg in der Vorrunde unter Dach und Fach (10:12, 12:10, 11:8, 13:15, 11:5). Am Freitag ging es dann für alle Mannschaften in die K.o.-Runde. Für Deutschland ging es im Viertelfinale gegen Serbien um den Einzug ins Halbfinale. Intensiv mitspielen lassen war vermutlich die Devise des deutschen Trainergespanns Olaf Neuenfeld und Chris Löwe. Der Viertplazierte der Vorrundengruppe B, Serbien war gegen den Sieger der Gruppe A, Deutschland von vorne herein der Underdog. Doch die deutsche Mannschaft agierte bewusst nicht mit Vollgas, um den Serben ein Mitspielen zu ermöglichen. Dieses Angebot nahm das serbische Team gerne an und hielt phasenweise mit. Doch um den Favoriten aus Deutschland gefährlich zu werden, reichte es nicht. Deutschland zog mit einem 3:0 (11:2, 11:4, 11:7) ins Halbfinale gegen Italien ein, das sein Viertelfinale gegen Dänemark ebenfalls mit 3:0 gewann. Deutschland gab sich auch im Halbfinale gegen Italien keine Blöße. Als wollte er das Spiel im Alleingang vorzeitig entscheiden: Italiens Angreifer Armin Runer legte im ersten Satz alles in eine Waagschale. Doch sein Fazit der Unausgewogenheit von sechs Eigenfehlern gegenüber sechs Assen nahm das deutsche Team dankend an. Timon Lützow prägte den zweiten Satz. Bis zum zwischenzeitlichen Spielstand von 8:3 für das deutsche Team produzierte er fünf Punkte in Folge. Italien gestaltete das Spiel noch einmal offen ehe der entscheidende Punkt von Timon Lützow auf Moritz Menz die Satzentscheidung brachte. Bei einer deutlichen 8:1-Führung nahm Olaf Neuenfeld eine Auszeit, um seinem Abwehrblock neu zu formieren. Jakob Kilpper, Jaro Jungclaussen und Oliver Kraut gönnte er eine Pause. Der vierte Satz brachte bis zur 7:4-Führung des deutschen Teams eine ausgeglichene Begegnung. Doch die Deutschen zogen erneut davon und konnten nach sechs weiteren gespielten Bällen schon jubeln. Alle zehn deutschen Spieler dürften die Halbfinalathmosphäre genießen und sich mit Selbstbewusstsein für das kommende Finale wappnen (11:6, 11:7, 11:1, 11:6). Während in Schneverdingen der Samstag des Heideblütenfestes im vollen Gange war und die meisten in der Stadt waren, sich vom Heidelauf regenerierten oder sich auf dem Rückweg der Generalprobe des Festspiels und der Krönung befanden, standen Bundestrainer Olaf Neuenfeld wohl tausende Gedanken im Kopf. Pünktlich um 17:30 Uhr dann der Anpfiff des großen Finales zwischen Titelverteidiger Deutschland, der seine Favoritenrolle an Herausforderer Österreich abgab. Viele Experten hatten vor diesen Titelkämpfen prognostiziert, das nach dem Karriereende sehr vieler deutscher Akteure und insbesonders von Patrick Thomas und Fabian Sagstetter die Trauben sehr hoch hängen werden. Diese Skeptiker dürften sich nach den Auftritten des deutschen Teams bei der Europameisterschaft, vor allem im Finale, eines Besseren belehren lassen. Ein ausgezeichneter Teamgeist, kein Qualitätsverlust bei Wechseln und ein unbändiger Siegeswille brachten die deutsche Mannschaft samt ihres Betreuerteams auf und neben den Platz bestens rüber. Deutschland startete mit Timon Lützow, Jaro und Johannes Jungclaussen, Jakob Kilpper sowie Oliver Kraut. Es war der Auftakt zu einem offenen Schlagabstausch von der ersten Minute an. Timon Lützow und Karl Müllehner auf österreichischer Seite brachten einen Ball nach dem Anderen auf der gegnerischen Seite unter. Die ersten beiden Sätze waren ausgeglichen, ehe sich Österreich einen Vorsprung herausarbeitete. Doch dann geschah bei der 8:5-Führung für Österreich etwas Unvorhergesehenes: Olaf Neuenfeld wechselte sein komplettes Personal aus und brachte fünf „frische“ Spieler. Das fruchtete auch sofort und Deutschland glich aus. Dann beschleunigte Österreich mit drei Punkten in Folge und gewann den Satz. Die Frage stellen sich nun viele: Belässt es die deutsche Mannschaft bei dieser Aufstellung? Mit einem klaren „Ja“ ging der vierte Durchgang in der Aufstellung an Deutschland. Satzausgleich. Turbostart des deutschen Teams in Durchgang fünf auf eine 8:3-Führung, was letztlich zur 3:2-Satzführung führte. In der Crunchtime des sechsten Satzes bestimmten wieder Lützow und Müllehner das Spiel mit ihrer konsequenten Spielweise. Österreich siegte hauchdünn – es kam zum Entscheidungssatz. Keine Mannschaft konnte sich entscheidend absetzen. Deutschland wechselte mit einer 6:5-Führung die Seite. Beim 10:9 hatte Deutschland den ersten Matchball. Olaf Neuenfeld und Chris Löwe nahmen eine Auszeit, aus der sie Tom Hartung für Oliver Kraut und Johannes Jungclaussen für Maximilien Lutz aufs Feld zurückbrachten. Karl Müllehner schaute sich das Ganze sehr lange in seiner Konzentrationsphase an und punktete mit einem kurzen Ball. Timon Lützow nahm seine nächsten Angabe auf und griff vehement gegen Karl Müllehner an. Punkt und zweiter Matchball für Deutschland. Karl Müllehner lief zur Angabe an und schlug den Ball hinten lang ins Aus. Deutschland gewann den Europameistertitel (9:11, 11:9, 8:11, 11:5, 11:7, 9:11, 12:10) – Spieler und Betreuer lagen sich jubelnd in den Armen. „Es war wohl das beste Endspiel, was ich jemals gesehen habe“, gibt Oliver Lang, langjähriger Nationaltrainer der Schweiz, und Moderator dieser Veranstaltung gemeinsam mit dem VfB Stuttgart-Stadionsprecher Holger Laser noch bei der Siegerehrung zum Besten. Und es war wirklich an Dramatik kaum zu überbieten. Und was sagt der Schneverdinger und Bundestrainer Neuenfeld?: „Nachdem 9 Spieler nach der Heim WM im letzten Jahr zurückgetreten waren, habe ich nicht mit dem EM Titel gerechnet. Der Finalsieg gegen den haushohen Favoriten Österreich kommt schon einer kleinen Sensation gleich. Ich muss meiner neuformierten Mannschaft ein riesiges Kompliment machen.“

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