Nachbericht Weltpokal – Silbermedaille!!!
Nachbericht World Tour Finals 18.-20.07.2024
Nach einem kurzen Augenblick der Enttäuschung, kehrte dann doch das Strahlen in die Gesichter der Frauen des TV Jahn Schneverdingen. In einem packenden Endspiel, dass ausnahmslos alles über spektakuläre Abwehraktionen, beeindruckende Angriffsschläge und unerwartete Wendungen zu bieten hatte, gewannen die Schneverdingerinnen bei den World Tour Finals in Mannheim die Silbermedaille.
In der Vorrundengruppe B wurden die Jahnlerinnen ihrer Favoritenrolle mehr als gerecht. Mit ihrer eingespielten Qualitätsmannschaft bestehend aus Helle Großmann, Aniko Müller, Hinrike Seitz, Luca von Loh, Alina Karahmetovic, Lena Meyer und Laura Kauk marschierten sie als einzige Mannschaft mit gleich dreimal 3:0 durch die Vorrunde und erzielten hochverdient den Gruppensieg. Den Gegnerinnen am Donnerstag von der FBC Linz-Urfahr (AUT) mit 11:9, 11:7 und 11:3, dem SVD Diepoldsau-Schmitter mit 11:2, 14:12 und 11:7 sowie der FG Elgg-Ettenhausen mit 11:9, 11:5 und 11:5 (beide SUI) am Freitagvormittag haben die Heidschnucken allesamt keine Chance auf einen Satzgewinn gelassen. „Der Vorrundenauftakt ist wirklich absolut nach Maß verlaufen. Wir sind hochkonzentriert in die Spiele gegangen und konnten viel Selbstvertrauen für die Endrunde tanken“, berichtete die Hauptangreiferin Helle Großmann nach ihrem starken Auftritt in den ersten drei Duellen. Und das war wichtig. In der anderen Vorrundengruppe bot sich kurz zuvor eine Zitterpartie zwischen dem brasilianischen Team SOGIPA und den Pink Ladies vom TSV Dennach (GER) um den Vorrundensieg. Die beiden Medaillenfavoritinnen waren zu diesem Zeitpunkt durch ihre zwei Pflichtsiege aus den vorherigen Spielen schon qualifiziert für das Halbfinale, wollten aber zwingend dem Gruppensieger vom TV Jahn im kommenden K.o.-Spiel aus dem Wege gehen. Den Kürzeren zog hierbei die Mannschaft aus Südamerika und stand ab diesem Moment vor seiner wohl größten Herausforderung.
Pünktlich um 19:30 Uhr war es dann so weit. Der TV Jahn in Rot und SOGIPA in schwarz betraten das Spielfeld und boten ein Duell der Extraklasse im Rhein-Neckar-Stadion. Doch die Schneverdingerinnen verpassten den Start und gerierten durch die herausragenden Angriffe der Allrounderin Isabella Lucchin in den Satzrückstand (4:11). Doch wie so oft hatten die Jahnlerinnen eine Antwort parat und kamen gleich in Satz zwei zurück in die Partie. Die Angaben wurden von der Jahn-Abwehr Karahmetovic und Kapitänin zunehmend entschärft und der Gegenangriff eingeleitet – es folgte mit 11:8 der Satzgleichstand zum 1:1. Von da an die deutsche Mannschaft wesentlich besser am Zuge. Konsequenter als zuvor verwandelten Großmann und Müller ihre Chancen und brachten den Jahn-Express in Richtung Finaleinzug. Und so kam es auch. Nach dem Satzgewinn in Satz 3 (11:9), waren es auch im letzten Satz die Heideblütenstädterinnen, die die optimalen Zuspiele ihrer so starken Mittelspielerin Seitz verwandelten. Die letzte Angabe der flexibelsten Angreiferin des Turniers Lucchin entschied das Spiel. Sie erwischte Müller mit einem kurzen Ball im 3-Meter-Raum, blickte auf den Boden und sah ihren Fuß auf der Angabenlinie. Der Abpfiff folgte und löste das Jubeln der erfolgreichen Jahn-Mannschaft aus. Das so ersehnte, so erhoffte Spiel war erreicht – der TV Jahn ist nach dem Vorjahreserfolg erneuter Finalist des World Tour Finals.
Nur ein Spiel zuvor wurde der erste Finalteilnehmer in einem spielerisch weniger knappen Halbfinale ermittelt. Hier setzte sich, wie erwartet, der Titelfavorit Dennach gegen die Schweizerinnen Diepoldsau durch und sorgte nach der anführenden Vorrunde ein zweites großes Ausrufezeichen.
Keine 24 Stunden später ging es dann um das ganz Große – in 4-Gewinnsätzen. Die Ansage der Cheftrainerin Christine Seitz an ihre Mannschaft war klar „Wir wollen hier das größtmögliche möglich machen, wir glauben an das, was wir können und gehen volles Risiko. Jeden Angriff spielen wir bis in die letzte Konsequenz und schießen denen die Bälle um die Ohren, auch wenn wir dabei Fehler riskieren!“ Pünktlich schaltete der SWR ein und starte die Übertragung des rein deutschen Finales bei den IFA World Tour Finals. Angabenschlägerin Pia Neuefeind in Pink eröffnete die Partie und war mit ihrer Mannschaft sofort erfolgreich. Die ersten vier Bällen gingen allesamt an die Nordschwalzwälderinnen, ehe auch die Schneverdingerinnen ihren ersten Punkt erzielten. Die versprochene Spannung, wenn der TV Jahn und der TSV aufeinandertreffen, zeigte sich sofort und brachte den ersten Satz in die absolute Satzverlängerung. Vor allem der letzte Ballwechsel beim Stand von 14:14 hatte es in sich. Großmann und Müller wie gewohnt auf ihren Angreiferpositionen, Seitz im Zuspiel und Kauk mit Karahmetovic in der Abwehr. Letztere wollte den Ball in jedem Fall im Spielfeld halten und dem TSV den letzten Punkt nicht überlassen, sie parierte überragend und so auch bei ihrem allerletzten Ball. In der Vorwärtsbewegung kratzte sie den Spielball vor seinem zweiten Aufspringen von der Grassnarbe und sorgte für den erneuten Spielaufbau. Doch ihr war sofort klar, es stimmt etwas nicht – sie hielt sich die Hand. Und auch der Folgeangriff der Ex-Nationalspielerin Sonja Pfrommer ging auf den gleichen Punkt wie zuvor, dieses Mal unerreichbar für die Verletzte. Nach kurzen Worten mit ihrem Trainer auf der Grundlinie kam dann das Zeichen zum Wechsel. Für Karahmetovic konnte es nicht weitergehen, für sie kam neu in die Partie die unter der Woche rekrutierte Luca von Loh. „Ich habe von außen die Daumen gedrückt und war natürlich traurig, dass ich nicht mehr einwirken konnte. Auch wenn ich die Hoffnung hatte, dass es doch nicht so schlimm sein wird, kam dann abends im Krankenhaus die Diagnose.“, so die Verletzte Karahmetovic, die sich in diesem hochklassigen Finale einen Handbruch zuzog. Für ihre Mannschaft ging es weiter in Satz 2 und das gleich in Gedanken bei ihrer Teamkameradin umso stärker. Bis zum 10:10 schenkten sich die Mannschaften wie im Satz zuvor nichts. Die letzten zwei Punkte dann von den Schneverdingerinnen in Schwarz und der TV Jahn zog im Satz gleich (12:10). Im Satz 3 waren es dann wieder die Pink Ladies, die die Nase immer leicht vorne hatten und im vierten Satz sogar kurzzeitig das Spiel dominant anführten. Mit dem 9:11 und dem deutlichen 4:11 ging wieder der TSV in Satzführung und baute diese sofort aus. Den Heidschnucken fehlten nach wie vor ganze 3 Sätze zu einem Sieg, den Dennacherinnen von nun an nur noch ein einziger. Erneuter Schlagabtausch zu Beginn des fünften Satzes bis zum 5:5, dann drei Punkte in Folge für Dennach. Die Schneverdingerinnen verkürzten noch, konnten es aber nicht verhindern, dass sich die Mannschaft in Pink die ersten Matchbälle erspielten. Der TSV nahm die Auszeit, wollte sein Team auf den allerletzten Punkt schärfen. Doch auch die Jahnlerinnen nutzen diese, trafen letzte taktische Absprachen und machten das unmöglich scheinende möglich. Nach drei abgewehrten Matchbällen waren die Zuschauer außer sich und glaubten ihren Augen nicht. Schneverdingen war wieder im Rennen und setzte mit zwei weiteren Punkten noch einen obendrauf. Mit 12:10 begann die noch so lange Aufholjagd des Jahn-Kaders. In Satz 6 das Szenario erneut, der TV Jahn wieder im Rückstand und läuft bis zum 3:8 hinterher. Der ersehnte Weg mit der Rettung in den Entscheidungssatz begann mit drei Punkten der Nordligistinnen. Beim 6:9 nahm wieder das Trainerteam des TSV Dennach das Timeout, was wiederholt die Jahn-Mannschaft für sich zu nutzen wusste. Vier Punkte durch Großmann und Müller brachten die Wendung. Nach dem Ausgleich zum 9:9, folgte der erste Satzball der Heidschnucken. Es ging einige Mal hin und her und die Abwehrreihen sorgten für den Nervenkitzel der Zuschauer mit den spektakulärsten Aktionen, die es je im Frauenfaustball zusehen gab. Beim Stand von 11:12 für Dennach dann der allerletzte Ballwechsel. Für ihren fünften satzübergreifenden Matchball läuft Pfrommer an, täuscht den langen Ball vor und platziert einen unerreichbaren Kurzen. Der Ball springt zum zweiten Mal auf und die Dennacherinnen fallen sich in die Arme. Das Trainergespann des TV Jahn holte seine Spielerinnen zusammen und die Köpfe gingen schnell wieder hoch. Bei Seitz und ihrer Mannschaft Einigkeit über das Erreichte „In diesem Duell haben wir definitiv die Silbermedaille gewonnen und absolut gar nichts verloren. Das Spiel war von beiden Mannschaften überragend, am Ende entschieden Nuancen und dieses Mal waren es eben die glücklicheren Momente für Dennach.“ Die Komplimente an die Teams kamen auch im Nachhinein von allen Seiten. So auch IFA-Faustballfachmann und Stadionsprecher Sönke Spille, der das Spiel als eines der besten Faustballspiele der vergangenen Jahre betitelte. Auch der Jahn-Co-Trainer und sonstige Männerbundestrainer Neuenfeld zeigte sich überwältigt „Die Frauen auf dem Platz haben den Damenfaustball in eine ganze neue Spielklasse gebracht. So facettenreich und herausragend auf allen Positionen, auf beiden Seiten, war es wirklich sehr lange nicht mehr. So stolz wie heute war ich noch nie auf eine Silbermedaille.“
Zum Einsatz kamen: Lena Meyer, Laura Kauk, Alina Karahmetovic, Aniko Müller, Hinrike Seitz und Helle Großmann